Kevin Bowyer (German translation by Wolfgang Kleber): Sorabji’s Organ Symphony No. 1 (2/9)

Sein erstes Buch mit Aufsätzen über Musik, Around Music (Unicorn Press, London, 1932), enthält seine berühmten Artikel über Busoni, Medtner, Alkan und über die Orgelwerke von Reger. Es beginnt mit einem Zitat von Milton, welchem der Komponist sein Leben lang wieder und wieder nacheifern wollte:

“And what the people but a herd confused,
A miscellaneous rabble who extol
things vulgar, and, well weighed, scarce worth the praise?
They Praise and they admire they know not what
And know not whom, but as one leads the other;
And what delight to be by such extolled,
To live upon their tongues and be their talk,
Of whom to be dispraised were no small praise?”

Die Widmung im Opus Clavicembalisticum ist ganz ähnlich formuliert:

TO MY TWO FRIENDS (E DUOBUS UNUM):
HUGH M’DIARMID
AND
C. M. GRIEVE
LIKEWISE TO THE EVERLASTING GLORY OF THOSE FEW
MEN
BLESSED AND SANCTIFIED IN THE
CURSES AND EXECREATIONS OF THOSE
MANY WHOSE PRAISE IS ETERNAL DAMNATION
JUNE MCMXXX

Sorabji verschmähte den öffentlichen Geschmack und sah keinen Grund, sich oder seine Musik modischen Launen zu unterwerfen:

„… Mr. William Sanderson sagt in diesem wunderbaren kleinen Buch That Which Was Lost, in einer Zeit allgemeinen schlechten Geschmacks würden all die wirklich guten Dinge kaum wahrgenommen, man könne mit ihnen nicht erfolgreich sein, sie seien relativ unbekannt.“

Ungefähr 1936 legte Sorabji den berühmten sogenannten „Bann“ auf alle Aufführungen seiner Musik. In Wirklichkeit war es ein Embargo von solchen Aufführungen, die ohne seine ausdrückliche Zustimmung getätigt wurden. Jedenfalls war das Ergebnis, daß es keine autorisierten öffentlichen Aufführungen mehr gab bis in die Mitte der Siebziger Jahre, in welchen der „Bann“ aufgehoben wurde. Die berüchtigte Aufführung des ersten Teils des Opus Clavicembalisticum durch den gutmeinenden aber bedauerlicherweise unfähigen John Tobin im März 1936 in London, die — wie überliefert wurde — die Musik auf mehr als die doppelte Länge ausdehnte, war nur teilweise Ursache für den „Bann“. Sorabji war bei diesem Disaster anwesend, verließ die Veranstaltung aber vorzeitig zusammen mit seinem Freund Mervyn Vicars:

„Humphrey Searle wiederholte, daß Tobin die Intentionen des Komponisten nicht verstanden hatte (Searle hatte früher die Partitur gründlich studiert), und daß seine Interpretation enttäuschend war und das Werk Sorabjis entstellte. Dieses Unglück hat vielleicht dazu beigetragen, daß Sorabji bald danach Aufführungen seiner Werke ohne ausdrückliche Erlaubnis untersagte. „Überhaupt keine Aufführung,“ sagte er, „ist besser als ein unanständiges Zerrbild.““

Wie auch immer, die Vorstellung, zu komponieren ohne die Aussicht auf eine Aufführung, hat ihn schon 1932 besessen:

„… Mr. Newman war vielleicht weiser als er wußte, als er im Scherz eine Zeit voraussagte, in der die Komponisten schreiben würden ohne eine Möglichkeit, ihre Werke zu hören, und auch ohne die Begrenzungen der Instrumente.“

Und alle seine veröffentlichten Werke tragen die Notiz: „Alle Rechte einschließlich der Aufführung hat der Komponist.“